Veranstaltung
Vernissage Rudy de Moor
Vernissage Rudy de Moor
Photographie ist eine seltsame Sache trotz der Benutzung eines Apparat, also eines technischen Hilfsmittels, Photographieren zwei Photographen, selbst wenn sie zur gleichen Zeit am selben Ort sind, nie dasselbe
Zitat Inge Morath
Rudy De Moor
Geboren bin ich in Belgien. Na ja, eigentlich in Flandern. Das ist aber schon länger her, am 7. Juni 1959. Ich bin also ein Flame, aber ich behaupte, dass meine Wiege so ungefähr 850 km falsch gestanden ist.
Begonnen hat alles, das Leben macht manchmal komische Wendungen, in Tirol, in Ellmau. Meine Eltern und ich waren auf der Durchreise Richtung Gardasee. Mit im Gepäck, der nigelnagelneue Voigtländer Vitoret DR. Diesen hatte mein Papa gekauft um einige Reiseerinnerungen festhalten zu können und ich, ein Rotzbua mit 9 oder 10 Jahren, durfte am Wilden Kaiser mein erstes Foto knipsen. Bei der Diavorführung vor unseren zwangsbeglückten Verwandten konnte ich mein Bild anschauen. Ab diesem Moment wusste ich, ich werde Fotograf.
So echt losgegangen ist es dann in der HTL für Fotografie und Film. Mit dem Abschluss durfte ich mich Fotograf nennen. Ob ich dann schon gute Fotos machen konnte sei dahingestellt.
Nach einiger Zeit in einem 24-Stunden Labor, wo ich im Nachtdienst Negativ- und Diapositivfilme entwickelte, dies in dunklen Kammern, in denen man bei technischen Pannen eine Infrarotbrille benützen musste, kam das Bundesheer. Nach ein paar Jahren als Verkäufer in einem großen Fotofachgeschäft erzählte mir ein Kunde, dass bei dem Zeitungsverlag DeStandaard und Het Nieuwsblad eine Halbzeitstelle vakant war, als Fotolaborant. Natürlich habe ich mich beworben und schließlich auch den Job bekommen. Schwarz-weiß Abzüge machen, Filme entwickeln, Produkte mischen, usw.. Oh Gott, wie ich dort geklaut habe. Geklaut mit meinen Augen. Die Pressefotografen dort waren unter den Besten in Belgien. Mein Chef Paul Van den Abeele hat sogar den belgischen Staatspreis für bildende Künste bekommen! Aber es war ein Halbzeitjob, der brachte nicht viel Brot aufs Jausenbrett. Ich habe dann nebenberuflich angefangen zu fotografieren. Mit der Zeit bekam ich immer mehr Aufträge und wagte mich in die Selbstständigkeit. Trotz bis zu 250 Publikationen in einem Monat war eine Fixanstellung nicht möglich, schon damals gab es Sparmaßnahmen.
Ich wechselte zu Isopress-Sénépart, einer Pressefotoagentur. Ab jetzt war alles ein wenig internationaler. Statt Sepp von der Imbissstube standen jetzt Schriftsteller, Wirtschaftsleute, Politiker, Bundeskanzler, Präsidenten, Königinnen und Könige vor meinem Objektiv. Zusammen mit dem belgischen Premier Jean-Luc Dehaene und US-Präsident Bill Clinton in einem 4x4m kleinen Zimmer zu sein, hat schon einen bestimmten Charme.
Aufgrund von Meinungsunterschieden zwischen dem Agenturchef und mir kehrte ich wieder in die Zeitungswelt zurück, zurück in die Selbstständigkeit. Meine Kunden waren die Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg, ab und zu auch noch andere. Sogar für das KP-Parteiblatt De rode Vaan habe ich ein paar Interviews gemacht.
Videohouse, ein Dienstleistungsunternehmen das ENG-Kamerateams bereitstellt, war auf der Suche nach Kameramännern. Der Wechsel von stehenden Bildern zu bewegten Bildern war eigentlich recht einfach. Ich fotografierte weiterhin, aber jetzt mit einer Videokamera. Meistens war ich für die Nachrichten unterwegs. Da ich auch damals schon etwas deutsch sprach, wurde ich des Öfteren im ORF-Büro in Brüssel eingesetzt. Mit Schmelzer, Jungreuthmayer, Adrowitzer u. a. war ich wieder ein wenig internationaler unterwegs. EU-Gipfel, Nato-Gipfel, aber auch der Prozess des Kinderschänders Dutroux gehörten zu meinen Aufgaben. In meinem Berufsleben gab es also auch sehr belastende Momente.
Und dann kam die Tiroler Liebe. Zumindest dachte ich das. Die Liebe verschwand. Rudy blieb in Tirol und arbeitete als Offset-Platten Entwickler bei Artpress, einem Tochterunternehmen der Firma Koch Media, eine ganz kurz Zeit als Busfahrer. Und dann doch wieder als Kameramann bei Tirol TV und Re eins TV. Bis ich die Möglichkeit bekam als Redaktionsfotograf für die Tiroler Tageszeitung zu arbeiten. Danke Thomas Böhm, Luis Vahrner und Mario Zenhäusern. Sozusagen Back to the roots. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, wobei die Pandemie mich auch sehr viel Nerven gekostet hat.
Diese Ausstellung ist ein Querschnitt durch meine TT-Zeit, von Bernhard Aichner zu T. C. Boyle, von Georg Willi zu Ban Ki-moon, von Marie Stockhausen zu Enrique Gasa Valgas. Oder von Paavo Järvi zu Gustav Kuhn. Und vergessen Sie das Wasser nicht!!!